Kleinkunstpreis Baden-Württemberg Rückblick
Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg ehrt herausragende Künstlerinnen und Künstler aus Baden-Württemberg. Er würdigt die große Leistung des künstlerischen Nachwuchses im Land sowie die Vielfalt der baden-württembergischen Kleinkunstszene.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2024

Foto: F. Badenius
Der aus Radolfzell am Bodensee stammende Kabarettist, Satiriker und Sprachakrobat René Sydow tourt seit 2001 durch Deutschland. Dabei spricht der Förderpreisträger von 2015 an und aus, was in unserer Gesellschaft verschleiert, totgeschwiegen und zerredet wird – von der Politik bis zum Klimawandel. Es geht um politisches und gesellschaftspolitisches Kabarett in höchster literarischer Form. Kaum einer regt so zum Nach- und Weiterdenken trotz Lachsalven an
, findet die Jury.

Foto: Max Eicke
Chris Iris – Christopher Schlunk und Iris Pelz – lernten sich an der Academy for Circus and Performance Art in den Niederlanden kennen. Mit ihrer atemberaubenden Hand-auf-Hand-Akrobatik treten die beiden Tübinger weltweit auf. Für ihre Stücke wurden sie u.a. mit der Silbermedaille beim Pariser Festival Mondial du Cirque de Demain ausgezeichnet. Fazit der Jury: Ihre Kreativität und ihre technische Brillanz machen sie zu würdigen Gewinnern eines Hauptpreises beim Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2024.

Foto: David Hollstein
Lange Zeit sang und spielte Sabine Murza alias Murzarella in Musicals wie Hair, Der kleine Horrorladen oder Jesus Christ Superstart. Zum Bauchreden und Bauchsingen kam sie durch ihre Liebe zu Puppen. Auf einmalige Art und Weise bringt die Baden-Badenerin heute ihre Puppen zum Singen und Sprechen. Die Jury urteilt: Bei Murzarella spricht nicht die Bauchrednerin mit der Puppe, es ist umgekehrt; die Puppe lebt, interagiert, singt, fällt ins Wort – und das alles so mühelos und fluffig, dass es uns die Sprache verschlägt.

Foto: Felix Groteloh
Aus der ehemaligen Schulband wurde die erfolgreiche A-capella-Gruppe anders. Melancholisch, humorvoll oder herzzerreißend – die Liedpoeten aus Freiburg bringen mit ihren selbstgeschriebenen Songs süddeutsche Lebensfreude auf die Bühne und sind damit nicht nur in Deutschland erfolgreich. 2019 wurden sie in den USA mit dem CARA Award für das beste europäisches A-cappella-Album ausgezeichnet. Die Freiburger Boygroup steht für einen modernen A-capella-Pop-Sound mit einem unverwechselbaren Stil. Ihre Auftritte zeichnen sich durch große Nähe zum Publikum aus
, lobt die Jury.

Foto: Rhinwaldsounds
Die drei Musiker von Rhinwaldsounds sind in Baden-Württemberg geboren und aufgewachsen – und das hört man. Sie schreiben und singen im alemannischen Dialekt. Das Repertoire der im Ortenaukreis lebenden Künstler reicht von Jazz über Popmusik bis hin zu Rock-Balladen. Auch wenn wir in der Jury nicht jedes Wort verstehen, so verstehen und spüren wir doch die Begeisterung, wenn wir Rhinwaldsounds beim Aussenden ihrer Energie beobachten dürfen. So stellen wir uns Förderpreisträger vor
, resümiert die Jury.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023

Foto: Max Rechtsteiner
Comedian Serdar Karibik lebt in Stuttgart und erzählt Geschichten aus dem echten Leben als Pädagoge und Rampensau. Mit seinen schwäbisch-türkischen Wurzeln zieht er Klischees spitzfindig durch den Kakao. Die Jury findet: „Der Durchstarter in der Comedy-Szene! Er baut eine große Nähe zum Publikum auf und punktet so bei Jung und Alt.“

Foto: Jaana Felicitas und Nikolai Striebel
Die Stuttgarterin Jaana Felicitas und der Reutlinger Nikolai Striebel siegten beide bei der Deutschen Meisterschaft im Zaubern. Zusammen haben sie ein Abendprogramm entwickelt, das im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert. „Das ist viel mehr als Magie“, urteilt die Jury. „Zauberkunst gepaart mit Tanz und Comedy ist ein echtes Erlebnis.“

Foto: Antonia Schwarz
Das Musik-Comedy-Duo Schwester Cordula ist schonungslos ehrlich und leidenschaftlich komisch. Begleitet wird die gebürtige Karlsruherin Saskia Kästner bei ihrer besonderen Art von Lesung von Dirk Rave aus Berlin am Akkordeon. Fazit der Jury: „Das Duo hat die Gabe, Kitsch zu Kunst zu spinnen. Das Duo ist mit dem Publikum genial und begeistert mit einem Feuerwerk an Trash-Comedy.“

Foto: Karsten Hohage
Poetry Slammer Kai Bosch aus Backnang ist Baden-Württembergischer Meister. Seine Themen sind vielfältig und auch persönlich. Der Künstler spricht offen über seine angeborene Tetraspastik und sein Stottern. Bei der Jury stößt das auf große Anerkennung: „Ein Förderpreisträger mit einzigartiger Klasse und einmaligem Profil – und mit einer starken Bühnenpräsenz.“

Foto: Darek Gontarski Photographie
Chansonnière und Kabarettistin Klara Finck aus Mannheim vereint musikalisches Können und schauspielerische Leistungen mit provokanten Pointen. Bei ihren Chansons begleitet sie sich selbst – an Piano, Akkordeon und Loopstation. „Im allerbesten Sinnen eine Vollblutmusikantin mit durchgeknallten Ideen, Figuren, Stilen, mit viel Wortwitz und perfektem Timing“, resümiert die Jury.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2022

Foto: Enrico Meyer
Die gebürtige Hamburgerin Helene Bockhorst lebt seit mehr als drei Jahren in Mannheim. Das Programm fasst die Comedienne so zusammen: „Ein Abend über den Scharlatan in jedem Einzelnen von uns, Sexualität, Meerestiere und die Angst, nicht genug zu sein.“ Die Jury urteilt: „Das ist frech, modern, sehr gut überlegt und unfassbar gut gespielt. Da geht ein Stern am Comedyhimmel auf.“

Foto: Harald Hoffmann
Das Liedermacher-Duo „die feisten“ setzt sich aus Rainer Schacht (Mannheim) und Mathias Zeh (Kassel) zusammen und bringt Chansons und Zwei-Mann-Comedy auf die Bühne. „Die beiden sind spektakuläre Text-Akrobaten, Kreativitäts-Extremisten, Hintergrunds-Ausloter und Multi-Instrumentalisten“, zeigt sich die Kleinkunstpreis-Jury begeistert.

Foto: Thorsten Weihrauch Entertainment
„Space-Pop aus der schwäbischen Galaxie“ macht die fünfköpfige Band „HASA“ (Heiners-All-Star-Attraktion) aus dem Südwesten. Sie wollen persönlich Erlebtes, Erahntes und frei Erfundenes aus den schier unendlichen Weiten des Tübinger Umlands mittels des schwäbischen Idioms poetisch vermitteln. Fazit der Jury: „So erfrischend anders, so perfekt und so gekonnt aus der Spur hängend!“

Foto: Patrick Labitzke
Comedian Götz Frittrang wohnt in Bamberg, ist aber in Friedrichshafen geboren und aufgewachsen. Über sein Programm heißt es: In der „Götzendämmerung“ erleben Sie irrsinnige Wanderungen durch das Gehirn eines ungehemmten Durchschnittsdeutschen. Und die Jury meint: „Er ist äußerst geistreich und begeistert sein Publikum mit pointenreicher Dialektik und vollstem Körpereinsatz.“

Foto: Julia Lauber
Liedermacherin Laura Braun aus Freiburg berührt mit deutschen Chansons. Klassisch und trotzdem modern beschreibt die Förderpreis-Gewinnerin ihren Stil. „Eine Liedermacherin, die alles mitbringt was frau für eine Bühnenkarriere braucht. Studium der Musikwissenschaften, Gesangsausbildung, Pianistin und ein feines Gespür für die Geschichten die das Leben schreibt“, resümiert die Jury.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2021

Foto: Gero Gröschel
Der Österreicher Stefan Waghubinger lebt seit fast 30 Jahren in Korntal-Münchingen (Kreis Stuttgart). Österreichisches Jammern und Nörgeln mit deutscher Gründlichkeit lautet das Motto seines Satire-Kabaretts. 2011 hat er damit bereits den Förderpreis gewonnen. „Immer dann, wenn wir traurig werden wollen über die Wahrheiten, die er formuliert, bringt er uns wieder zum Lachen“, so die Jury.

Foto: Bertram Schädle
Mentalmagier Andy Häussler aus Reutlingen nutzt seine fünf Sinne und erzielt die Wirkung eines sechsten Sinnes. Das sei absolut nicht zu viel versprochen. „Andy ist eine Sonderbegabung, ein Hirnakrobat, ein ‚Enterbrainer‘. Seine Synapsen schalten einfach etwas schneller als unsere“, bestätigt die Jury.

Foto: b7UE
Jazzig-swingende, musikalisch anspruchsvolle Unterhaltung, gespickt mit niveauvollem Entertainment – so beschreibt das „Huub Dutch Duo“ sein Programm. Die Künstler Hubertus Weijers und Christian Oettinger aus Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) punkten bei der Jury: „Die beiden machen sich auf der Bühne ihren Spaß. Aber sie denken stets daran, warum sie auf der Bühne stehen: fürs Publikum.“

Foto: Guido Werner
Von den Musikhochschulen in Weimar, Paris und Freiburg nach Kirchzarten: Die Klavierkabarettistin Anne Folger hat es in den Südschwarzwald verschlagen. Hier sammelt sie jetzt die Inspiration für ihr Programm, das mit viel Witz und musikalischem Können überzeugt. Fazit der Jury: „Blitzgescheit, charmant, spritzig, frech und hintergründig!"

Foto: Max Saufler
Lucie Mackert und Peter Fischer aus Mannheim haben ihre Namenskürzel zusammengeworfen und daraus ihre eigene Mini-Band gemacht: „Mackefisch“. Er ist Pianist und Kabarettist, sie Schauspielerin, Sängerin und Liedermacherin. Das Ergebnis, so urteilt die Jury: „Superspannend – ‚Mackefisch‘ kann die intimen Wohnzimmerkonzerte hoffentlich bald auf den Bühnen des Landes präsentieren.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2020

Foto: Marcus Engler
„Sie ist ein besonderer Paradiesvogel im großen Kleinkunstwald“, resümiert die Jury und zeichnet Magdalena Ganter für ihre ganz eigene Interpretation des modernen Chansons aus. Von Hinterzarten im Schwarzwald hat es sie in den Großstadtdschungel Berlin gezogen. Geprägt von Pop, Punk und Dada, gespickt mit schrillen Farben und Tönen, überzeugte sie die Jury mit großer Bühnenpräsenz und kunstvoller Videoperformance. Mit ihren nachdenklichen, neckischen und provozierenden Texten kreiert sie Geschichten und zieht das Publikum in den Bann.

Foto: WunderTütenFabrik
Das „Satire-Kollektiv“ Luksan Wunder aus Freiburg und Berlin parodiert in seinen Videoproduktionen und Aufführungen fast alles, was sich Erfolgsformat nennt. Von Gebrauchsanleitungen zur vermeintlich korrekten Aussprache von Fremdwörtern, von einem wunderlichen Reisemagazin, in dem einfach nicht verreist wird bis zu nützlichen Alltagstipps: Nein, wir wussten wirklich nicht, wie man richtig eine Kiwi schält, wenn man statt Händen Brokkoli hat… „Diese wunderbare Medienparodie der drei gebürtigen Baden-Württemberger und des Wahl-Breisgauers bürstet gegen den Strich, provoziert und wagt Neues“, so die Jury. „Das finden wir kreativ, witzig, gescheit, anarchistisch und – preiswürdig!“

Foto: Marvin Ruppert
„Selten war ‚einfach nur Lesen‘ so klug, unterhaltend und zwerchfellerschütternd wie bei diesem Preisträger“, urteilt die Jury. Ein Tisch, ein Stuhl, ein Buch. Mehr braucht es nicht, wenn der in Freiburg geborene Schriftsteller und Slammer Sebastian Lehmann die Bühne betritt. Mittlerweile lebt er in Berlin und weil er aus Sicht seiner Eltern mit seiner brotlosen Kunst immer noch existenziell gefährdet ist, telefoniert er häufig mit ihnen. Die Telefonate schreibt er mit und trägt sie auf Bühnen vor. Lehmanns sonore Stimme, die durch seine Radiokolumnen bekannt wurde, hat inzwischen Kultstatus.

Foto: Fany Fazii
In ihrem aktuellen Programm machen sich die beiden Tübinger Dietlinde Ellsässer und der charmante aus dem Rheinland stammende Lulatsch Jakob Nacken auf die Suche nach den ganz großen Gefühlen. Fündig werden die zwei in der unendlichen Welt des Schlagers und gestalten ihr Leben kurzerhand zu einem Wunschkonzert um. Mit Witz und Charme singen, stöhnen und seufzen sie sich durch die Klassiker der seichten Abendunterhaltung. Ihre Tauchgänge ins kollektive Unbewusste gestalten sie dabei so unterhaltsam und gewitzt, dass die Jury dafür einen Förderpreis vergibt.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2019

Foto: Beate Armbruster
Ganz unbekannt sind Bobbi Fischer und Veit und Gregor Hübner nicht: Als Teil von „Tango five“ waren die Stuttgarter Jahrzehnte lang auf deutschen Bühnen unterwegs. Seit 2012 sind sie Berta Epple und faszinieren mit einem musikalischen Spagat aus Weisheit und Witz. „Sie singen Schwäbisch, Hochdeutsch und auch mal in fremden Sprachen. Das ist lustig, zum Brüllen komisch“, resümiert die Jury. „Im nächsten Moment jedoch kriecht die Melancholie in die Magengrube oder die Haut wird zur Gänsehaut. Ein außergewöhnliches Musik-Erlebnis von höchster Qualität.“

Foto: trashlight
Zwischen Schrott und Zauber: ZINK! steht für Zauberkunst der etwas anderen Art. Der oberschwäbische Magier tourt mit Fahrzeugen aus Alteisen durch die Lande. Dabei macht er keinen Hehl aus seinen Tricks – im Gegenteil. Die offensichtlich anmutenden Kunststücke scheinen bei diesem außergewöhnlichen Programm den Zauberer im Griff zu haben. Für seine ganz spezielle Zauberparodie erhält er nicht selten Ovationen. Auch die Kleinkunstpreis-Jury zieht vor ZINK! den Hut: „Das ist irrsinnig komisch, zum Tränenlachen witzig, anarchisch, chaotisch und sympathisch.“

Foto: Jessica Mayer
Nach über 20 Jahren auf der Bühne denkt HISS noch lange nicht ans Aufhören. Mit ihrer eigenwilligen Folk-Rock-Polka und ironisch-zynischen Texten liefert die Stuttgarter Band ein einmaliges Crossover. Sie ist ein echtes Unikat, laut der Jury sogar „eine der musikalisch vielfältigsten Bands aus dem Südwesten“. Die Polka werde schwarz gewürzt mit Rockabilly, Latin Walzer, Reggae und Ska. Die Ansagen und Texte von Frontman und Namensgeber Stefan Hiss seien dabei eine Qualität für sich: rabenschwarz, romantisch, tiefsinnig! Fazit: „Wo immer die Gruppe auftritt, mit Hiss steigt immer ein Fest.“

Foto: Diana Birk
Am Anfang seiner beruflichen Laufbahn hat Nikita Miller Informatik studiert. Es folgen verschiedene Jobs und ein Studium der Philosophie und Rhetorik. Mit der ersten Comedy Show, die er sieht, fällt der Groschen. Seitdem steht der Stuttgarter auf der Bühne und erzählt. Mit seinen Geschichten über seine kasachischen Wurzeln und die schwäbische Heimat zieht er das Publikum in seinen Bann. „Authentisch und charismatisch, komisch und spannend, philosophisch und hintergründig“, urteilt die Jury. „Ein Könner – ein junger alter Meister der Erzählkunst, die er neu aufleben lässt.“